Spieltag 1 – 21.10.2018
Zu Gast bei den “Kroniche Housnküh”
Die Kronacher waren schon immer ein wehrhaftes Völkchen, das war uns Strullendorfern von Anfang an klar. Es würde also alles andere als einfach werden, die Mannschaftspunkte aus Kronach mitzunehmen.
Die Festung Kronach wurde in all den Jahren ihres Bestehens (erste Erwähnung einer Wehranlage in Cranach gehen bis ins 13. Jahrhundert zurück) niemals gewaltsam eingenommen. Auch die Concordia aus Strullendorf hatte es selten geschafft, aus Kronach Punkte mitzunehmen. Zur Verteidigung setzten die Oberfranken nicht nur Können, sondern auch eine gehörige Portion List ein, auf die auch der Spitzname „Kroniche Housnküh“ zurückgeht. Im Dreißigjährigen Krieg täuschten die Belagerten den Schweden gegenüber nämlich, laut einer Sage, einen ausreichenden Vorrat an Lebensmitteln vor, in dem sie den letzten verbliebenen Hasen auf den Burgmauern herumlaufen ließ. Wo selbst die Hasen frei herumstreunen, da kann es keinen Mangel an Nahrung geben. Die List gelang und die Schweden zogen ab. Bildungsauftrag erfüllt – hinein in das sportliche Geschehen.
Mal gewinnt man einen Bauern, mal verliert man einen – aber ein Mehrbauern macht noch keinen Gewinn
Während die Strullendorfer auf Harald Schulze verzichten mussten, traf es Kronach sogar noch schlimmer, denn die 2. Mannschaft des Kronacher Schachclubs musste direkt auf die beiden Spitzenbretter verzichten. Mit diesem leichten Vorteil für Strullendorf und einigen Minuten Verspätung wurde somit die neue Saison eröffnet.
Am schnellsten endetete diesmal die Partie auf Brett 2. Bernhard Nüßlein und sein Gegner Hans-Joachim Schmierer tauschten relativ schnell viele Figuren ab und gaben in einer geschlossenen Stellung die Partie schnell remis. 0,5 – 0,5
Auf allen anderen Brettern gab es zunächst ein zähes Ringen, so dass es lange dauerte, bis sich dieser ausgeglichene Zählerstand änderte. Ingo Bartelt schaffte es in einer Spanischen Partie seinen erfahrenen Gegner vor erhebliche Probleme zu stellen. Auf Dauer konnte Dieter Seidel dem Druck nicht standhalten. Als sich Ingos Bauern mehr und mehr unaufhaltsam der Grundlinie näherten, gab der Routinier in den Kronacher Reihen schließlich auf. Hier gewann der Mehrbauer….0,5 – 1,5
Thomas Larisch hatte es mit dem sehr erfahrenen Hans Blinzler zu tun. Die beiden spielten nicht zum ersten Mal gegeneinander. Nach der Führung bot Thomas seinem Gegner remis, der dieses aber nicht annahm, da sich zu diesem Zeitpunkt an mehreren Brettern ein leichter Vorteil für Strullendorf abzeichnete. In der Folgezeit stellte Thomas leider einen wichtigen Bauern ein und brachte damit seine Stellung in arge Bedrängnis. Leider konnte er diesen Nachteil nicht mehr ausgleichen und musste die Partie letztlich aufgeben. 1,5 – 1,5
Auf Brett 8 kam es zu einem interessanten Match zwischen Helmut Dalheimer und einem Kronacher Nachwuchstalent. In seinem ruhigen und sauberen Stil schaffte Helmut es zunächst, die gegnerische Dame ins Abseits zu stellen, um dann selbst mit Druck in die weiße Stellung einzudringen. Zwar verlor er in dem Angriffsschwung einen Bauern (ja, ja, die Story vom Mehrbauern…), behielt aber in der Partie die Initiative und konnte schließlich seinen Gegner in eine ausweglose Situation bringen. Gerade wegen des fehlenden Bauern hatte die eigene Dame Einfluß auf die gegnerische Königsstellung. Das Matt in drei Zügen war schließlich nicht mehr abzuwenden und Helmut wurde mit einem vollen Punktgewinn belohnt. 1,5 – 2,5.
Kessel Dominik leistete Robert Schmidt an Brett 4 ebenfalls lange Zeit erheblichen Widerstand. Zwar stand er im Mittelspiel recht passiv, doch es war schwer, den Vorteil der aktiveren Figuren auch in einen Erfolg umzusetzen. Robert opferte schließlich einen Bauern für ein dominantes Springerfeld – Mehrbauer für den Gegner. Da durch den Springer die beiden verbliebenen weißen Figuren (Dame und Läufer) gebunden waren, nutzte Robert dies aus, um auf der anderen Seite des Brettes aktiv zu werden. Nun zeigte sein Gegner erstmals Schwächen und aus dem Mehrbauern wurde ein Minusbauer. Zwar zog Robert das Endspiel unnötig in die Länge, weil er einen total falschen Plan verfolgte um den Bauern auch verwerten zu können, doch nach einem Springerrundlauf über das gesamte Brett beendete das Pferd die Partie auf dem bereits im Mittelspiel eroberten Feld. Jetzt aber drohte ein weiterer unabwendbarer Bauerngewinn und damit wäre die weiße Stellung nicht mehr zu halten gewesen. Der Punkt ging ebenfalls an Strullendorf 1,5 -3,5.
Für den Mannschaftssieg sorgte schließlich Josef Both an Brett 1. Mit zunehmender Spieldauer setzte er seinen Gegner Hans-Gehard Neuberg mehr und mehr unter Druck und schaffte sich so mehr und mehr Vorteil – erst ein Bauer, dann der nächste Bauer und dann noch ein Bauer. In perspektivloser Stellung gab Neuberg die Partie letztlich verloren. 1,5 – 4,5
Die beiden verbleibenden Partien hatten nun zwar an Gewichtung verloren, waren aber noch recht spannend. Günter Hofmanns Gegner – Rudolf Lieb – spielte recht früh auf ein Unentschieden hin, wobei er mit den schwarzen Steinen sehr umsichtig und vorsichtig zu Wege ging. Günter behielt zwar meist die Initiative, brauchte aber für sein Spiel deutlich mehr Zeit als der Gegner. Gerade im 40. Zug, den er rasch ausführen musste, übersah er daher einen schnellen Gewinnzug. Zwar eroberte er in der Folgezeit noch einen Bauern, doch nach Abtausch der Damen hatte sein König keinen Weg mehr nach vorne. Die Stellung war dicht, die Punkte wurden geteilt. In der Analyse danach zeigte sich, dass gerade beim Damentausch nochmals die Möglichkeit für einen Gewinnzug gewesen wäre, der aber absolut nicht einfach zu finden war. 2 - 5
Blieb das letzte Brett – Nummer 2. Hier hatte der Strullendorfer Neuzugang Herbert Adler gegen Frank Baumgärtner einen schweren Stand. Im Mittelspiel musste Herbert einen Turm gegen eine Leichtfigur hergeben. Doch gerade im Endspiel bewies der Neustrullendorfer ein feines Händchen. Mit Läuferpaar gegen Turm und Springer schaffte Herbert es, dem gegnerischen König quasi alle Entfaltungsmöglichkeiten zu nehmen. Das erzwungene Remis war hochverdient und fühlte sich am Ende mehr wie ein Sieg an. Gelungener Einstand 2,5 – 5,5
In einer starken Auftaktrunde konnte die Concordia aus Strullendorf die ersten beiden Punkte einfahren. Die Saison verspricht nach dem ersten Spieltag bereits recht spannend zu werden. In den letzten Jahren gab es immer ein oder zwei „schwache“ Aufsteiger, diesmal jedoch präsentierten sich die Liganeulinge recht stark. Und gerade der etablierte Coburger SV kassierte mit einem 0,5 – 7,5 eine recht deutliche, nicht erwartete Auftaktniederlage. Bereits in der zweiten Runde am 11.11.2018 (Ja, Helau erstmal…) kommt es schon zu einem Schlüsselspiel in Strullendorf. Hier kommt der letztjährige Vizemeister aus Burgkunstadt zur Concordia. Doch das wird einen andere Geschichte….
Robert Schmidt, Schachabteilung, RMV Concordia Strullendorf